Wolfgang Kocher (Jahrgang 1971) ist seit 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen und beruflichen Rollen in Seminarräumen unterwegs. Der Diplom-Sozialpädagoge (FH) beschäftigt sich nach dem Studium der Sozialen Arbeit vertiefend mit Konfliktmanagement. An der Uni Tübingen erhält er das Zertifikat zum Fachberater für Konflikthilfe mit dem Schwerpunkt Mediation. Am Moreno Institut in Stuttgart absolviert er eine von der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) zertifizierte Weiterbildung zum Supervisor und Coach.
Der Werdegang
Kocher stammt aus der schwäbischen Provinz und ist in Weissach im Stuttgarter Speckgürtel aufgewachsen. Als junger Erwachsener kommt er mit Pädagog*Innen in Kontakt, die ihm als Role-Models dienen.
Nach einer kaufmännischen Ausbildung und Freelancer-Tätigkeiten in der Veranstaltungswirtschaft studiert er in Ludwigsburg und Esslingen.
Bei einer Tochter des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft sammelt er während des Studiums erste Erfahrungen als Trainer. Hinzu kommen Dozenten-Tätigkeiten bei der Landeszentrale für Politische Bildung und als Anti-Gewalt-Trainer für delinquente Jugendliche. Später wirkt der Pädagoge in unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit. Ehrenamtlich engagiert sich Kocher seit 2008 für das Netzwerk Konflikthilfe e.V., dessen 1. Vorsitzender er seit 2015 ist.
Der Arbeitsansatz:
Nach 14 Jahren Aus- und Fortbildungen mit intensiver Selbstreflektion sagt Kocher über seine Arbeit:
„Ich sehe mich als Begleiter, Entwickler und Berater.“
Begleiter: weil er Supervisand*Innen und Coaches mit hoher Profession und Empathie in deren Entwicklung begleitet.
Entwickler: weil er an den Ressourcen der Menschen, und nicht an deren Defiziten, ansetzt, um gemeinsam Handlungsstrategien zu entwickeln.
Berater: weil er Zugang zu Menschen unterschiedlicher Prägungen und Sozialisationen findet, deren Anliegen er schnell erfasst und analysiert. Er lädt zum Perspektivenwechsel ein, um neue Betrachtungsweisen zu ermöglichen.
Was wichtig ist
Kocher will Klienten aktiv in Prozesse einbinden, Menschen und Organisationen in Bewegung bringen. Seine Supervisionen und Coachings setzen sich aus den Essenzen seiner Aus- und Weiterbildungen und der jahrelangen praktischen Erfahrung zusammen. Sie reichen von Aktivem Zuhören (Carl Rogers) über Ad Hoc Interventionen bis hin zu handlungszentrierten Techniken aus Mediation und Psychodrama sowie Rollenanalyse und dem Züricher Ressourcenmodell.
Die Leitsätze:
„Trust in Process.“
„Lernen findet außerhalb der Komfortzone statt.“
„Vor der Kooperation kommt die Beziehungsarbeit“
„Eine gute Rollenklarheit löst die Hälfte aller Probleme, die am Arbeitsplatz entstehen.“
Der Stil:
50 Prozent der Sitzungen bestehen aus einer guten Vorbereitung.
Aber meist kommt es anders – und da kommt die Improvisation ins Spiel.
Was noch gesagt werden sollte:
„Kocher ist der Udo Lindenberg unter den Supervisoren“, so ein langjähriger Kunde. Unter der Sonnenbrille hat er alles im Blick, nichts geschieht aus Zufall. Die Resultate sind brillant.
Supervision
Wolfgang Kocher bietet Supervision für Gruppen und Einzelpersonen an.
Der Nutzen:
Der geschützte Rahmen einer Supervision bietet die Chance, Kommunikation im Team zu verbessern und Konfliktherde vorzubeugen oder zu bearbeiten.
Supervision trägt dazu bei, die Qualität der Arbeit zu sichern und Arbeitszufriedenheit zu erhöhen. Außerdem hilft Supervision, Stress zu reduzieren und stressbedingte Erkrankungen vorzubeugen.
Die Gruppengröße:
Die Größe der Gruppe kann zwischen drei und 18 Personen betragen.
Leiter*Innen können dauerhaft an den Sitzungen teilnehmen oder bei Bedarf eingeladen werden.
Der Rahmen:
Die Sitzungen finden beim Auftraggeber vor Ort statt. Auf Wunsch stehen ansprechende Räume in Stuttgart zur Verfügung.
Eine Supervision dauert mindestens zwei, maximal drei Stunden.
Supervision findet je nach Anliegen und Anlass in unterschiedlichen Formen statt:
Einzelsupervision / Coaching
In der Einzelsupervision geht es um die Gestaltung der beruflichen Rolle im Spannungsfeld institutioneller Rahmenbedingungen.
Fallsupervision:
Die Fallsupervision findet meistens in der Gruppe statt und nutzt die Expertise der Gruppe.
Ziel ist es, das eigene berufliche Handeln zu reflektieren und zu entwickeln.
Teamsupervision:
Einheiten im Team unterstützen diese in der Zusammenarbeit.
Themenfelder sind Teamentwicklung, Klärungshilfe bei Konflikten, Selbstreflexion und Feedbackkultur.
Meine Supervision ist psychodramatisch orientiert und sieht im Regelfall folgenden Ablauf vor:
Der Ablauf
Gemeinsames Ankommen mit einer kleinen Einstiegssequenz. Darauf werden in einer Eingangsrunde Themen gesammelt, priorisiert und bearbeitet. Abgerundet wird die Sitzung mit einem Abschlussblitzlicht und dem Transfer in den beruflichen Alltag.
Der Ansatz:
Die Supervision findet unter drei Blickwinkeln statt:
Funktion: Was ist meine Kernaufgabe? Was steht in meiner Stellenbeschreibung?
Professionsverständnis: Was treibt mich an? Warum arbeite ich in diesem Arbeitsfeld? Was sind meine Normen und Werte?
Rollenklarheit: Wie gestalte ich meine berufliche Rolle? Was sind geliebte Rollen, die ich gerne ausfülle, welche Rollen sind ungeliebt, welche Rollen werden mir zugeschrieben?
Kommunikationsebenen:
Die Supervisand*Innen können ihre Anliegen auf unterschiedlichen Ebenen bearbeiten:
Ich-Ebene: Mein Fall ist herausfordernd, weil…
Du-Ebene: Ich habe einen Klärungsbedarf mit einem Gegenüber, z.B. Kollege, Klient, Kunde, etc. …
Wir-Ebene: Wir als Team wollen etwas bewegen, verändern, weil …
Der Methodenpool: reicht vom klassischen supervisorischen Arbeiten mit dem Flipchart oder dem Familienbrett über handlungszentrierte Methoden aus Theaterpädagogik und dem Psychodrama bis zu kreativen Methoden bei denen Schleich-Tiere, Symbole, Tücher oder Wachsmalstifte zum Einsatz kommen.
Das Ziel: Menschen und Organisationen in Bewegung zu bringen.
„Mit Wolfgang Kocher arbeiten wir seit zwei Jahren zusammen. Der Supervisor gestaltet seine Sitzungen klar, transparent ressourcenorientiert. Er ist partizipativ und hat dabei alle Teilnehmer im Blick. Mich überzeugt seine Auftrags- und Rollenklarheit. Unklarheiten in der Auftragsstellung spricht er umgehend an. Er nimmt seine Neutralität ernst, ist dabei empathisch und in der Lage, kritische Punkte, Fettnäpfchen und Entwicklungschancen klar zu benennen. Alle Beteiligten melden positiv zurück, dass er „dranbleibt“ und sich durch Schwierigkeiten und Widerstände „nicht abwimmeln lässt“. So wird Supervision wirklich zur Supervision. Spaß macht mir seine Methodenvielfalt, die sattelfest sitzt.“
Dieter Sauter
Bereichsleiter Inobhutnahme/kfA und Erziehungsstellen Karlshöhe Ludwigsburg.
„Ich kann Wolfgang Kocher guten Herzens weiterempfehlen. Unser Dreier-Team war auf der Suche nach einem neuen Supervisor. Wir wollen unsere Supervisionen weniger „kopflastig“ ausrichten. Über das Moreno-Institut in Stuttgart kommen wir auf Herrn Kocher. In unseren Supervisionen geht es um Fallbesprechungen und Teamentwicklungsprozesse.
Wolfgang Kocher hat ein außergewöhnlich gutes Gespür für das Nichtgesagte. Durch eine personelle Veränderung muss sich unser Team momentan neu bilden bzw. finden. Methodisch übersetzt Wolfgang Kocher das sehr fein für uns mit einem Gabentisch. Jeder überreicht jedem ein Symbol und drückt damit aus, was er oder sie am Anderen schätzt. So steht der Buddha etwa für Gelassenheit. Bei dieser Übung geht es um Fremd- und Eigenwahrnehmung, weil Sender und Empfänger die Gaben interpretieren können und dabei einander zuhören. Diese Runde wirkt entspannend auf das Team, weil jeder vom Kollegen wertgeschätzt und gesehen wird.
Herr Kocher ist zudem sehr gut darin, Fallspiralen aufzubrechen. Der plötzliche Suizid einer Klientin und Mutter mit psychiatrischer Vorerkrankung belastet eine Kollegin schwer. Über eine Stuhlarbeit kann die Kollegin noch einmal mit der Verstorbenen in Kontakt kommen, ihr sagen, wie sie der Tod belastet und wie traurig sie ist, dass sie ihr nicht helfen kann. Durch diesen von Wolfgang Kocher sehr einfühlsam begleiteten Perspektivwechsel kann sie dann mit der Situation Frieden schließen.
Ein anderes Mal geht es darum, Bedürfnisse bei der Arbeit zu artikulieren. Wolfgang Kocher lässt uns diese zeichnen. Über die Bilder sind wir in einen konstruktiven Austausch gekommen – mit guten, nachhaltigen Impulsen für die Arbeit.
Seine Methodenvielfalt möchte ich sehr hervorheben! Außerdem seine herausragende Intuition und nicht zuletzt, dass in jedem Moment seine Lust an seiner Arbeit als Supervisor spürbar ist – das erzeugt eine außerordentlich positive Energie.
Wir gehen sechs Mal pro Jahr für drei Stunden zur Supervision. Das halte ich für enorm wichtig und würde es jedem Team – auch außerhalb der Sozialpädagogik – gönnen.“
Annika Matthias
Geschäftsführerin beim Kinderschutzbund Stuttgart.
„Wolfgang Kocher ist auf den Punkt. Ich kenne ihn seit 2015 und seitdem arbeiten wir zusammen. Anfangs hat er unser Team auf Moderatorentätigkeiten vorbereitet. Dabei gelingt es ihm, Menschen verschiedenster Kulturen und mit unterschiedlichem Wissensstand abzuholen. Alle fühlen sich mitgenommen, keiner beschämt. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und interkulturelles Verständnis, beides bringt Wolfgang Kocher mit. Er schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre und erobert schnell das Herz einer Gruppe. Die Leute freuen sich und kommen gern zu Coachings und zur Supervision mit ihm. Das ist so, weil er eine hohe fachliche Kompetenz mitbringt und einfach mit jedem kann. Er hat die Fähigkeit, Themen konfliktarm zu bearbeiten sowie alle Menschen mitnehmen zu können.
In der Moderatorengruppe arbeitet er viel mit Bewegung und dem Körper. Um zu veranschaulichen, wie standfest ein Moderator sein muss, hat er Teilnehmer von hinten schubsen lassen. So konnten diese ihre Standfestigkeit überprüfen und festigen. Wolfgang Kocher lässt jeden Menschen sein, wie er ist – aber er definiert Mindeststandards und gibt gute Praxistipps für die Moderation. So empfiehlt er uns pünktlich zum Meeting zu kommen und sich vorab zu orientieren, damit man in der Rolle als Moderator nicht die Kreide, den Flipchart oder Lichtschalter suchen muss …
Wir haben ihn innerhalb und außerhalb des Dachverbands empfohlen und er ist seither in vielen Gruppen tätig. Auch Migrantengruppen haben ihn angefragt und gebucht, weil Teilnehmer ihn empfehlen.“
Paulino José Miguel
Projektleitung Diaspora, Migration und Entwicklungspolitik Vereinsberatung, Fachpromotor für Migrantische Vernetzung und Empowerment Forum der Kulturen Stuttgart e.V.
„Wolfgang Kocher kommt aus dem Arbeitsfeld mit delinquenten Jugendlichen, das ist mir ganz wichtig. Ich kenne ihn aus dem Anti-Gewalt-Training und habe ihn als Supervisor für unsere Teams engagiert, die in der intensivpädagogischen Einrichtung Scout mit Jungs arbeiten. Für die Jugendlichen ist Scout oft die letzte Chance in der Jugendhilfe – ansonsten droht mitunter Jugendhaft.
Die Kollegen dort haben ein hochkomplexes Setting im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz sowie Wertschätzung und Konfrontation. Einerseits einfühlsam und respektvoll mit den Jugendlichen umgehen und anderseits strenge Regeln bis hin zur geschlossenen Unterbringung durchsetzen, ist die Anforderung.
Die Teams sind mit sehr erfahrenen Kollegen besetzt. Voraussetzung für die Arbeit bei Scout ist der Schulterschluss zwischen den Mitarbeitern und eine hohe Fehlerfreundlichkeit. Das erfordert einen außergewöhnlich erfahrenen Supervisor. Und das ist Wolfgang Kocher, der mit seinen aktivierenden Methoden einen besonders intensiven Dialog im Team ermöglicht.
Inzwischen ist er etablierter Supervisor und eine wichtige Stütze, das berichten mir die Einrichtungsleiter. Er hat uns und unsere Arbeit sehr voran gebracht. Ich sage: Herr Kocher ist wertvoll für uns.“
Dagmar Braun
Geschäftsführerin bei eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.
„22 Lehrmeister besuchen bei Wolfgang Kocher Deeskalations-Trainings. Ziel des Kurses ist, unsere Ausbilder im Umgang mit herausfordernden Jugendlichen zu schulen. Ein sensibles Thema, auf das wir uns präventiv vorbereiten. Zum Glück ist bei den rund 5000 Auszubildenden, die jährlich bei uns lernen, noch nie ein Zwischenfall passiert. Dennoch ist es uns wichtig, vorbereitet zu sein.
Wolfgang Kocher erweist sich als kompetenter Trainingspartner. Seine offene und begeisternde Art kommt bei den Lehrmeistern sehr gut an. Wolfgang Kocher ist ein Mann aus der Praxis und verfügt als Sozialarbeiter sowohl über fundiertes Fachwissen als auch über viel Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen. In den Trainings nimmt er glaubhaft verschiedene Rollen ein. Das macht sein Programm professionell, authentisch und praxisbezogen. Die Kollegen lernen dabei, ihren eigenen Weg durch schwierige Situationen und aggressive Stimmungen zu finden, um die Lage im Unterricht im Ernstfall beruhigen zu können. Was außerdem auffällt: Kocher gelingt es, alle in der Gruppe mitzunehmen, auch die Skeptiker, die er über Fragen und Wertschätzung ins Boot holt. Er versteht sein Handwerk.“
Stefan Müllerschön
Teamleiter technische Weiterbildung und Überbetriebliche Ausbildung Handwerkskammer Region Stuttgart
„Handeln ist wirksamer als Reden“
Jakob Moreno (1889 – 1974),
Begründer des Psychodramas
Das Psychodrama ist eine Aktionsmethode. Die Worte stammen aus dem Griechischen und bedeuten Seele (griech. Psyche) und Handlung (griech. Drama). Nach ihrem Begründer, Jakob Moreno, begrenzt sie sich nicht auf die Sprache. Vielmehr fließt Morenos Affinität zum Theater ins Wording ein. Metaphorisch gesprochen bringt das Psychodrama die Dramen der Seele auf die Bühne.
Auf dieser laufen die Handlungen in Szenen ab – fast wie im wirklichen Leben. Allerdings nicht nach festem Schema. Daher kann man das Psychodrama nicht über „Konserven“ lernen, indem man anderen zuschaut. Sondern nur durch Selbsterfahrung.
Es gibt im Psychodrama kein Skript oder Ablaufplan. Die Kunst des Leiters besteht darin, spontan und kreativ auf das Geschehen „auf der Bühne“ zu reagieren. Dazu beobachtet er die Szenen der Protagonisten aufmerksam.
Die Methoden des Psychodramas sind von unterschiedlichen Einflüssen geprägt, von denen zwei richtungsweisend sind. Zum einen ist Moreno begeistert von den experimentellen Formen, die das Theater in den 1920er Jahren bietet. So gilt Moreno als Wegbereiter für den Theatersport, wie wir ihn heute kennen. Auch beeinflusst er die Form des Improvisationstheater maßgeblich. Aus der Schauspielwelt fließen Begriffe wie Bühne, Protagonist*in, Regie und Szenen ein.
Zum anderen gewinnt Moreno Erkenntnisse, durch die Beobachtung spielender Kinder im Wiener Stadtpark sowie durch seine praktische Erfahrung als Arzt, die in seine Methoden und Handlungstechniken einfließen. Die Methoden sind deswegen sehr bunt. Sie reichen von der Arbeit mit Symbolen über Soziodrama, Soziometrie, Stehgreif- und Playbacktheater bis hin zu Skulpturarbeit und Regiestuhltechnik.
Nach Moreno ist der Mensch ein soziales Wesen dessen Bezugsrahmen sein soziales Atom darstellt. Seine sozialen Beziehungen sind geprägt durch das gesellschaftliche Umfeld, Normen und Regeln sowie den Zeitgeist.
Das Rollenrepertoire
Ein zentrales Anliegen in der psychodramatisch orientierten Supervision ist eine Erweiterung des Rollenrepertoires. Die deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv), die Supervisor*Innen zertifiziert und für die Einhaltung wichtiger Qualitätsstandards steht, schreibt dazu:
„Die berufliche Rolle als Summe der Erwartungen an eine Person in einem System ist ein gewichtiger Gegenstand der supervisorischen Beratung. Der Spannung zwischen unterschiedlichen beruflichen Rollen und Rollenerwartungen und der Ausprägung einer Rolle durch die jeweilige Person gehört die Aufmerksamkeit des Supervisors/der Supervisorin“
(Broschüre Supervision S. 23 hrsg v.d DGSv)
Eine Erweiterung des Rollenrepertoires kann durch die Übernahme neuer Rollen oder einer neuen Ausrichtung des Verhaltens in den bisherigen Rollen geschehen. Der Nutzen liegt in der Überprüfung des bisherigen Rollenkonzepts und im Erkennen der eigenen Erwartung, der Analyse des eigenen Verhaltens, der Entwicklung neuer Möglichkeiten und dem Aufbau einer Fähigkeit zur Distanz.
Nach Ferdinand Buer ist Psychodrama ein Format, das Handlungsansätze der Beziehungsarbeit bietet. Buer gilt als Vordenker der psychodramatisch orientierten Supervision. Unabhängig vom Format bietet er die Unterscheidung zwischen Arrangements und (Handlungs-)Technik an. Mit Arrangements sind Stilmittel gemeint, die Spielräume erweitern und Optionen eröffnen. Im Gegensatz dazu werden die Methoden aus dem Werkzeugkoffer des Trainers, als Techniken bezeichnet. Sie dienen dem Einsatz vor Ort. Wolfgang Kocher arbeitet oft mit Symbolen, um Prozesse zu visualisieren und begreifbar zu machen.
Eine psychodramatisch orientierte Supervision findet daher nicht nur im Sitzen statt, während der Supervisor am Flipchart moderiert. Sondern sie lädt ein, sich zu bewegen und mit unterschiedlichen Materialien zu visualisieren.
Der Kochersche Koffer
Im Kocherschen Werkzeugkoffer finden sich Papier, Wachsmalfarben, Lego, Tiere, Schlümpfe, Seile, Postkarten, Holzfiguren, Steine, Federn uvm. Das Material wird aber nicht inflationär eingesetzt, sondern unterstützt den Prozess, wo es nötig und möglich ist.
Als Arrangement können Vignette, leerer Stuhl, Standbild, Skulptur, Sozialatom, Aktionssoziogramm oder soziometrische Landkarte zum Einsatz kommen.
Zur Handlungstechnik gehört Interview, Monolog, Doppeln, Rollentausch, Rollenwechsel und Spiegeln als Interventionstechnik.
Als Integrationstechnik dienen Feedback, Sharing, Zusammenfassung und Prozessanalyse. Sie sichern den Transfer in den beruflichen Alltag.
Arrangements wie Handlungstechniken sind geeignet für Akteure jedweder Couleur und beruflicher Hintergründe. Für Menschen, die Handeln und Rolle im Beruf reflektieren und die Beziehungen aktiv gestalten wollen.
Das kann Supervision leisten
Mitarbeiter*Innen und Leitungspersonen sind in unserer komplexen Welt darauf angewiesen, zu verstehen, was erforderlich ist, um Aufgaben gemeinsam und erfolgreich zu erfüllen. Dies gelingt, indem beide Seiten ihr Handeln reflektieren, ordnen, im Idealfall die gewonnenen Erkenntnisse direkt in den Arbeitsalltag transferieren und neue Wege ausprobieren.
Bei diesem Prozess wirkt die Supervision, deren Kraft in zahlreichen Studien nachgewiesen ist (Link zur Studie der DGSv). Sie ist ein Angebot, berufliches Handeln im geschützten Rahmen zu reflektieren. So fördert Supervision Kommunikation und regt arbeitsbezogenes Lernen an. Außerdem hilft sie, wenn es Konflikte oder Konfusion gibt.
Supervision lädt zum proaktiven Handeln ein und unterstützt Mitarbeiter, sich in ihren Rollen/Aufgaben zurechtzufinden. Sie leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Teamentwicklung und fördert die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Ferner regt Supervision Prozesse an, welche die beruflichen Kompetenzen von Personen und Teams intensivieren. Die dabei entstehenden Erkenntnisse wirken sich positiv auf interne und externe Kooperationsbezüge des Teams aus. Dies führt wiederum zu einer höheren Identifikation mit dem beruflichen Ich und der Organisation, in der das professionelle Handeln stattfindet.
Das Setting einer Supervision, in dem auch Humor und Leichtigkeit Platz haben darf, wirkt emotional entlastend. Ziel von Supervision sollte sein, leichter aus dem Prozess herauszugehen als man hineingekommen ist.
Der geschützte Rahmen von Supervision sowie der Mix aus Methoden und Handlungstechniken erhöhen die Motivation von Mitarbeiter*innen. Zudem bietet diese Technik ihnen einen Raum, in dem sie Konflikte ansprechen und bearbeiten können. Damit leistet Supervision einen wichtigen Beitrag zur Burn-Out-Prophylaxe, erhöht die Arbeitszufriedenheit und führt so zu einem besseren Workflow.
Infokasten:
Supervision ist heute als vielschichtige Beratungsform etabliert. Sie hilft Menschen und Organisationen dabei, neue Aufgaben anzunehmen und im Veränderungsprozess handlungsfähig zu bleiben.
Supervision wird definiert als Beratung von Menschen in der Arbeit. Sie wirkt an der Schnittstelle von Person, Funktion, Profession und Organisation. Außerdem lotst sie durch Spannungsfelder, die berufliches Handeln mit sich bringen. Supervision setzt nicht an der Organisation an, wie es die Organisationsentwicklung für sich reklamiert, sie ist keine Therapie und auch keine Fortbildung im klassischen Sinne. Vielmehr leistet sie ihren Beitrag, indem sie Ressourcen sichtbar macht und die Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit stärkt.